Religion in der Steinzeit

Hatten die Neandertaler eine Religion?

In Höhlen der Schweiz und in Österreich wurden sorgsam angelegte Bärenschädelgräber entdeckt, die eher auf ein Ritual hinwiesen, als auf Jagdtrophäen. Höhlenbären waren im Gegensatz zu den heute lebenden grossen Bärenarten keine Fleischfresser, sondern reine Vegetarier. Das heisst, sie machten keine Jagd auf Menschen, sondern verteidigten sich bestenfalls nur gegen sie. Welches Verhältnis unter diesen Umständen zwischen den Neandertalern und den Höhlenbären bestand, die diese Tiere scheinbar als heilige Tiere verehrten, weiss man leider nicht.

 

Ocker und Religion in der Steinzeit
Welche Bedeutung hatte der rote Ocker?

Ocker ist ein natürlich vorkommendes Eisenhydroxid, gemengt mit mehr oder weniger Ton und Kalk, daher von hellerer oder dunklerer gelbbräunlichrötlicher Farbe. Man benutzt Ocker als Farbstoff, indem man ihn, wie er gefunden wird, trocknen lässt, zermahlt, siebt und durch Abschlämmen von Sand reinigt. Er wird als Wasser-, Öl- und Kalkfarbe verwendet, ist sehr dauerhaft, deckt gut, zersetzt keine anderen Farben, ist billig und nicht giftig.
(Quelle: Meyers Lexikon).

Neandertaler sowie Homo sapiens sapiens gaben ihren Verstorbenen, Ocker mit ins Grab. Ocker könnte wohl im Glauben dieser Menschen eine Art Schutzfunktion gehabt haben. Man weiss heute, dass die Neandertaler, sowie Homo sapiens sapiens, ihre Verstorbenen liebevoll bestatteten. Sie gaben den Verstorbenen, Blumen mit ins Grab. Bei Bestattungen musste der Ocker eine sehr wichtige Rolle gespielt haben. Die Verstorbenen wurden sozusagen wie in einen Mantel in Ocker eingebettet. In manchen Gräbern fand man bis zu 10 Kilogramm dieses roten Pigments. Aber warum?

Wollte damit einfach die Ruhe der Verstorbenen sichern? Steckte dahinter sogar der Glaube an eine Wiedergeburt? Glaubte man, dass der Ocker den Geist des Verstorbenen auf die Reise in ein neues Leben schützen möge?

Der Ocker hatte aber scheinbar auch eine grosse Bedeutung im alltäglichen Leben. Mit dem Einzug der Sesshaftigkeit nahmen auch die Höhlenmalereien ein Ende. Im Gegenzug bestrich man dafür vielleicht die Häuserwände mit Ockerfarben, was in Afrika bis zum heutigen Tag Tradition ist.

In Ghana zum Beispiel, sind die Wände mit den gleichen Formen und Farben gestaltet, wie die traditionellen Stoffmuster der Region. Um die Farben zu fixieren und das Gebäude vor Regen abzudichten, wurden die Lehmmauern mit dem Harz des Dawa-Dawa-Baumes überzogen.

 

Der Schamanismus

In der Geisteshaltung der frühen Menschen spiegelte sich das tägliche Leben mit ihrer Umwelt und den Tieren wieder. Die Tiere wurden verehrt und ihre Geister beschwört.

Diese Geisteshaltung nennt man “Schamanismus”. Der  existiert noch heute und fundiert vor allem auf dem Glaube der Wechselwirkung zwischen dem Menschen, seinen Ahngeistern, den Tiere und Tiergeistern, sowie den Geistern der Natur und der Elemente. Im Schamanismus glaubt man an eine beseelte Natur, in welcher alle Lebewesen eng miteinander verbunden sind.

Ein Schamane oder Medizinmann, ist das Oberhaupt und der Träger einer grossen Verantwortung in seiner Gesellschaft. Er ist für die Harmonie zwischen der Welt der Menschen, dem Reich der Tiere und dem Reich der Geister verantwortlich.

Sobald diese Harmonie gestört worden ist, so glaubt man, äussert sich das in Form von Unheil. Sei dies, um zwei Beispiele zu nennen, dass es zu wenig Beutetiere gibt und Hunger droht, oder dass Krankheiten ausbrechen. Der Schamane hat dann die Aufgabe, den Ursprung für diese Entwicklungen zu ergründen, indem er die Geister befragt und mit ihnen verhandelt. Ihm spricht man die Macht zu, sich in verschiedenen Welten (Dimensionen) bewegen zu können, was aber auch mit vielen Gefahren verbunden ist.

Mit Hilfe der Geister vermag er zu heilen und mit Hilfe der Ahngeister, die Zeichen der Zukunft seines Stammes zu deuten und den Stamm zu schützen. Ein Schamane hat zwar viel Macht, aber wenn etwas schief geht, muss er dafür gerade stehen.
In vielen Höhlenzeichnungen wurden diese Menschen als “Halbwesen” dargestellt; Menschen mit Geweihen, oder sonstigen Attributen aus der Tierwelt geschmückt und verkleidet.

In der Dordogne, im Südwesten Frankreichs, wurde in der Höhle „Trois frères” die bislang bekannteste Darstellung dieser Art gefunden, die einen Mann mit Rentiergeweih, Maske und Fell darstellt. Die Zeichnung des Körpers scheint die typische Zeichnung eines Rentierfelles wiederzugeben.

Oft werden diese Abbildungen mit jener bekannten Zeichnung von N.C. Witsen aus dem Jahre 1703 mit dem Titel “Noord en Oost“, das einen Tungusischen Schamanen darstellt, in seiner Bedeutung verglichen.

 

Das Wort “Schamane” geht auf die tungusische Sprache zurück. Es bedeutet in ihrer Sprache so viel wie “Wurzel oder Wissen”.

Noch heute gibt es Schamanen. Die Schamanen aus den Völkern, wo diese Geisteshaltung noch Tradition ist, werden dies nicht unbedingt freiwillig. Sie werden ausgesucht.

Sie haben viele Prüfungen zu durchleben, müssen viel wissen und haben eine enorme Verantwortung zu tragen. Dafür sind sie hochangesehene Menschen.

Der Schamanismus existiert heute vielerorts in der Koexistenz mit anderen Religionen, wie zum Beispiel in Sibirien zusammen mit dem Buddhismus.