Mittlere Altsteinzeit

Mittelpaläolithikum
Vor 200’000 Jahren bis vor 50’000 Jahren

 

Zwischen den Städten Ekrath und Mettmann in Deutschland wurde 1856 ein Talabschnitt zum Kalkabbau freigegeben. Dort fanden Steinbrucharbeiter die ersten Knochen des heutigen uns bekannten Neandertalers. Es handelte sich um Neandertaler, die vor 42’000 Jahren dort gelebt hatten. Die ältesten Funde aber stammen aus Kroatien und Italien und sind bis 130’000 Jahre alt.

Man nimmt an, dass Homo erectus heidelbergensis der direkte Vorfahr vom Neandertaler war, der vor 600’000 bis vor 200’000 Jahren in Europa lebte.Im georgischen Kaukasus stiess man auf einen Fund, der sogar auf ein Alter von 250’000 Jahren datiert wurde. Man vermutet in ihm den Übergang von Homo erectus heidelbergensis zum Neandertaler.

 

Vor 200’000 Jahren bis vor 27’000 Jahren
Gestatten? Neanderthalensis! Homo sapiens neanderthalensis

 

Der Neandertaler
Grosswildjäger und Überlebenskünstler

Doch wie stellt man sich so einen Neandertaler vor? Nun von den Beschreibungen her, die man so liest, hatte er viel ausgeprägtere und stärkere Muskeln, als wir sie heute haben und der Neandertaler war viermal stärker, als der heute lebende Mensch, und das im Durchschnitt gerechnet.

Also sozusagen im Vergleich, ein moderner Mensch in Form eines gut trainierten Bodybuilders, der zudem sehr, sehr robust gebaut ist, mit einer Muskelkraft eines Gewichtshebers, der in seinem Leben wirklich nichts anderes tut, als Gewichte zu stemmen.

Nun ja, jemand der es mit Grosswild und eisigen Temperaturen aufnehmen kann, muss wohl ziemlich leistungsfähig und stark sein.

Ein Neandertaler wurde im Schnitt zwischen 165 cm und 175 cm gross. In Israel fand man sogar einen neandertalischen Giganten, der es auf 180 cm brachte. Ein Muskelpaket auf zwei Beinen. Übrigens, auch die neandertalischen Frauen standen den Männern in Sachen Muskeln in nichts nach.

 

Warum Überlebenskünstler?

Auch wenn die Neandertaler vor 27’000 Jahren ausgestorben sind, waren sie wahre Überlebenskünstler. Vor 120’000 Jahren herrschten in Mitteleuropa 10’000 Jahre lang fast tropische Verhältnisse. Das war die Eem-Warmzeit. Danach vor 110’000 Jahren, hielt die Würmeiszeit Einzug in Europa und die Temperaturen sanken. Da muss eine Spezies schon Überlebenskünstler sein, um solche klimatischen Umbrüche meistern zu können. Unsere Warmzeit heute nennt man übrigens Holozän.

In der Eiszeit breiteten sich die Tundren aus und mit ihnen kamen die grossen Tierherden. Die Neandertaler ernährten sich hauptsächlich von Fleisch und waren somit spezialisierte Jäger. Ihr Vorteil war, in Europa gab es zu dieser Zeit sehr grosse Tiere, wie Mammuts, Wollnashörner, Riesenhirsche und Höhlenbären. Ein erlegtes Tier versorgte eine Sippe eine kleine Weile. Die Tiere lieferten den Neandertalern aber nicht nur Nahrung, sondern auch allerhand Rohstoffe für Behausungen, Kleidung und Werkzeuge. Die Neandertaler zogen den Tierherden hinterher und folgten ihnen im Jahresrythmus auf ihren Wanderungen.

Um in der eisigen Kälte überhaupt überleben zu können, war der Neandertaler sehr robust und eher gedrungen gebaut, damit sein Körper nicht zuviel an Körperwärme verlor. Er hatte auch eine längere Nase, damit die Luft zuvor aufgewärmt werden konnte, bevor sie in die Lungen gelangte. Was ihn auch auszeichnete, waren seine verhältnismässig kräftigen Hände, Arme und Beine.

Der Neandertaler hatte ein grösseres Gehirnvolumen als der heute lebende Mensch. Im Vergleich, Homo sapiens neanderthalensis hatte ein Gehirnvolumen bis zu 1750 Kubikzentimeter. Homo sapiens sapiens hat nur bis zu 1700 Kubikzentimeter. Das bedeutete aber auch, dass ein Neandertaler mehr Energie für seinen Denkmotor brauchte und auf regelmässige Nahrung angewiesen war. Denn sein Gehirn war sozusagen gleichzeitig die zentrale Schaltstelle für die Regulierung seiner Körpertemperatur in den eisigen Graden

Die Neandertaler bestatteten ihre Verstorbenen genau so, wie wir es noch heute tun. Sie legten ihnen Blumen ins Grab. Im Saragos-Gebirge im Irak, fand man in einem Grab Unmengen von Blütenpollen, die dies belegen. Die Neandertaler waren sehr fürsorglich untereinander. Man fand an einigen Skeletten Spuren, die darauf hindeuten, dass diese Menschen lange Krankheiten und schwere Verletzungen überlebt hatten, folglich hingebungsvoll gepflegt wurden, denn ohne fremde Hilfe, hätten sie nicht überleben können.

 

Homo neanderthalensis oder Homo sapiens neanderthalensis?

Eigentlich verwirrend. Entweder wird er als Homo sapiens neanderthalensis aufgeführt, oder einfach als Homo neanderthalensis. Was ist nun richtig und was nicht? Da scheinen sich die Lager zu spalten.

Durch eine DNA Analyse, vom genetischen Material, das man einem Fund in Kroatien entnahm, dabei handelte es sich um einen männlichen Neandertaler, der vor 45’000 Jahren gelebt hatte, stellte man fest, dass die genetische Struktur zwischen dem modernen Menschen und dem Neandertaler so stark voneinander abweichen würde, dass eine Vermischung der beiden Arten niemals hätte stattfinden können.

Das andere Lager der Wissenschaftler aber beruft sich darauf, dass beide Menschenarten, Neandertaler und Homo sapiens sapiens direkte Nachkommen von Homo erectus sind und eine Vermischung schon alleine deswegen sehr wohl möglich gewesen sein könnte. Sie sind felsenfest davon überzeugt und suchen jenen Fund eines Mischlingsmenschen, der diese Hypothese auch bestätigt. Einige sehr vielversprechende Funde wurden bereits gemacht, wie das Kind von Lagar Velho aus Portugal, das im Alter von vier Jahren vor 25’000 Jahren verstorben ist. Vor 25’000 waren die Neandertaler bereits ausgestorben. Dieses Kind wies sowohl deutliche Merkmale von Homo sapiens sapiens, sowohl aber auch vom Neandertaler auf.

Jahre später wurde in Rumänien die 30’000 jährigen Überreste einer Population entdeckt, die ebenfalls Gemeinsamkeiten von beiden Arten aufwiesen. Die Wissenschaftler des anderen Lagers jedoch, sahen diese Population eher als spezielle Art Homo sapiens sapiens, die eben mehr nach dem gemeinsamen Stammahnen, dem Homo erectus schlugen. Der Fall Neandertaler bleibt also spannend, wie ein Krimi.

 

Vor 200.000 Jahren bis heute
Gestatten? Sapiens sapiens!

Homo sapiens sapiens
Menschen, wie Du und ich!

 

Woher kamen wir ?
Out of Africa, oder nicht Out of Africa?

Es gibt es zwei Hypothesen. Die eine, welche besagt, dass sich Homo sapiens sapiens in Afrika entwickelte und von dort her auszog, um die Welt zu entdecken und die zweite Hypothese beruft sich darauf, dass sich Homo sapiens sapiens sozusagen überregional aus Homo erectus weiter entwickelte.

Wie sich Homo sapiens sapiens wirklich entwickelte, das wirft noch viele Fragen auf. Manche Forscher sind der Ansicht, dass sich Homo sapiens sapiens von einer kleinen und isolierten Homo erectus Gruppe in Afrika zu Homo sapiens sapiens weiter entwickelte. Die ersten Vertreter dieser Art erschienen in Afrika vor rund 200’000 Jahren.

Doch wann sich der Vorfahre von Homo sapiens sapiens von seinem Ahnen, dem Homo erectus zu unterscheiden begann, darüber wird noch geforscht. Man vermutet, dass diese Entwicklung vor rund 400’000 Jahren seinen Anfang genommen haben könnte.