Hominiden

Hominide, also “Hominidae“ bedeutet soviel wie “menschenartig”. Der Beginn der Entwicklungsgeschichte des Menschen und seiner frühen Vorfahren, wird mit der Abspaltung seiner Art vom gemeinsamen Entwicklungszweig der Menschenaffen berechnet, als sich der erste Vertreter, der Menschenartigen anatomisch, sowie genetisch, zu verändern begann.

Noch vor einiger Zeit nahm man an, dass dieser Prozess vor rund
4,4 Millionen Jahren begann. Inzwischen wurden aber immer wieder neue Funde gemacht. Man stellte dabei fest, dass dieser Prozess bereits viel früher seinen Lauf nahm. Nämlich vor etwa 7 Millionen Jahren.

Dies ist gerade einmal ein gutes Beispiel für das Thema Archäologie. Mit einem speziellen Fund kann es gut möglich sein, dass ganze Theorien sozusagen neu geschrieben werden müssen. Nicht umsonst kann man einen Archäologen gut mit einem Detektiven vergleichen. Nur der Detektiv ist gegenüber dem Archäologen klar im Vorteil, der kann seine Zeugen nämlich befragen. Der Archäologe nicht! Seine Zeugen sind stumm und manchmal, ein paar Millionen Jahre alt.

Die menschliche Evolution im grafischen Überblick

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Aufgrund globaler, klimatischer Veränderungen schrumpfte der afrikanische Regenwald, der sich einst von der Ost-, bis zur Westküste erstreckte, auf seine heutige Grösse zusammen und machte Steppen-, und Buschlandschaften Platz. In diese Zeit fallen auch die Entwicklungen von Sahelanthropus tchadensis, Orrorin tugenensis und Australopithecus ramidus, vor 7 Millionen Jahren bis vor 5,7 Millionen Jahren.

Diese drei Arten lebten am Rande des tropischen Regenwaldes und hatten stets die Wahl zwischen Wald und Savanne. Lange Zeit wurde angenommen, dass sich der aufrechte Gang aufgrund der Überblickbarkeit des Lebensraumes, in den hohen Savannenlandschaft entwickelt habe: Diese Theorie geriet nun ins Wanken. Warum sich der aufrechte Gang entwickelte, ist bis heute noch nicht genau geklärt. Es ranken sich so einige Thesen um diese Entwicklung.

 

Die Thesen

  • Da gibt es zum Beispiel die sogenannte “Ufer-Hypothese”, welche aufzeigt, dass der aufrechte Gang sich nicht zu Lande, sondern im Wasser entwickelt haben könnte, als frühe Hominiden ihre Nahrung aus dem Wasser an Land brachten.

 

  • Noch eine andere Hypothese geht auf den Vorteil des aufrechten Ganges bezüglich der Sonneneinstrahlung auf den Körper ein. Beim aufrechten Gang traf die Sonne nur Kopf, Schultern und Füsse. Auf vier Beinen aber wären die Hominiden der vollen Sonneneinstrahlung und der Hitze der Erdrückstrahlung ausgesetzt gewesen.

 

  • Noch eine sehr gängige Hypothese wirft einen Blick in das Verhalten im Tierreich, wo sich die Tiere bei Gefahr entweder auf die Hinterbeine stellen, oder zumindest die Haare stellen, um grösser und gefährlicher auf ihre Feinde zu wirken. Tatsächlich zählt der Mensch zu einem leicht zu erbeutenden Wesen. Er ist weder schnell, noch hat er scharfe Krallen oder scharfe Zähne. Die einzige natürliche Waffe, die er hat, sind seine Hände. Mit ihnen kann er sich wenigstens mit einem Stock verteidigen, oder Steine werfen.

Zu diesem Thema weiss Louis René Nougier von einer interessanten Entdeckung zu berichten. Er fand in der Olduvai-Schlucht, als er Mary Leakey begleitete, einige dieser typisch geformten Oldowansteine, wie sie vor 2,5 Millionen Jahren von den ersten Vertretern der Gattung “Homo” geschaffen wurden. Was ihn dabei am meisten faszinierte; Sie waren so bearbeitet, dass sie sich genau dem Griff einer menschlichen Hand anpassten. Wenn man mit ihnen warf, hatte man aufgrund ihrer anatomisch gerechten Form, viel höhere Chancen, sein Ziel zu treffen.

 

Die Hominiden könnten den aufrechten Gang also auch entwickelt haben, um für ihre Feinde grösser und bedrohlicher zu wirken. Zeitgleich aber auch, um stetig beide Hände frei zu haben, mit welchen sie sich jederzeit effizient zur Wehr setzen konnten .

Laut einem Bericht von Wissenschaft.de kann es noch einen anderen Grund gegeben haben, für die Ursache der Entwicklung zum aufrechten Gang. Amerikanische Wissenschaftler haben in einer Studie den Energieverbrauch von Schimpansen und Menschen beim Gehen verglichen und dabei festgestellt, dass der Gang auf zwei Beinen viel Energie spart. Ein Mensch braucht für seine Fortbewegung nur ein Viertel der Energie, die ein Schimpanse benötigt.

 

Die Hominiden

Vor 7 Millionen Jahren
Sahelanthropus tschadensis

Sein Fund sorgte im Jahre 2001 für grosses Aufsehen. Man fand in der Djurab-Wüste im afrikanischen Tschad einen Schädel, der eigentlich noch sehr jenem eines Schimpansen ähnelte. Dennoch hatte er die typischen Merkmale, die in das Bild eines sehr frühen Hominiden passen würden. Vor allem die Zähne und der flache Gesichtsschädel wichen schon stark von dem eines Schimpansen ab. Die Forscher nehmen nun an, dass sich vor rund 7 Millionen Jahren, die DNS der beiden Gattungen Hominiden und Menschenaffen getrennt haben. Nun begannen sich aus einer Art, mehrere verschiedene Arten zu entwickeln. Die Funde des Sahelanthropus tschadensis wurde auf ein stattliches Alter von 7 Millionen Jahre datiert.

 

Vor 6 Millionen Jahren
Orrorin tugenensis

Im Jahre 2000 fand man im Siedlungsgebiet der Tugen, im afrikanischen Kenia, Skelettfragmente von einer bislang noch unbekannten Hominidenart, die man später auf rund 6 Millionen Jahre datierte. Dieser neu entdeckte Hominide bekam den Spitznamen “Millenium-Man”. Orrorin tugenensis konnte schon aufrecht gehen und war ein Waldbewohner, der sich von Mischkost ernährte. Man nimmt an, dass er zu den Vorfahren der Australopithecinen gehörte.

 

Vor 5, 7 Millionen Jahren
Australopithecus ramidus

Entdeckt wurden die Überreste von Australopithecus ramidus im Jahre 2001 in Äthiopien. Seine Gattung konnte zwar schon aufrecht gehen, lebte aber noch in den Wäldern und schlief auf Bäumen. Der Fund des Austalopithecua ramidus wurde auf ein stolzes Alter von 5,7 Millionen Jahren datiert. Die Forscher, die ihn fanden, gaben ihm noch einen dritten Namen “Kadabba”, was soviel wie “Stammvater” bedeutet. Dass Australopithecus ramidus wirklich der Stammvater der Gattung “Homo” sein soll, ist aber bislang noch nicht bewiesen.

 

Vor 4,2 Millionen Jahren
bis vor 3,9 Millionen Jahren
Australopithecus anamensis

Diese Australopithecinenart fand man im Jahre 1994 in Nordkenia in der Nähe des Turkanasee’s. Daher auch der Name “anamensis” ( Anam = See) Der Australopithecus anamensis war sozusagen das Bindeglied zwischen Australopithecus ramidus und Australopithecus afarensis. Er wurde etwa 120 cm gross und erreichte ein Gewicht von 35 kg bis 55 kg. Diese Art ist vor 3,9 Millionen Jahren ausgestorben.

 

Vor 3,9 Millionen Jahren
bis vor 3,0 Millionen Jahren
Australopithecus bahrelghazali

In der arabischen Sprache bedeutet “bahrelghazali” soviel wie ”Gazellenfluss” Man gab dieser Australopithecinenart den Namen, da man ihre Knochen im Jahre 1993, aus dem gleichnamigen Fluss im afrikanischen Tschad geborgen hatte. Beim Fundgut handelt es sich um einen Unterkiefer, der in seiner Anatomie Ähnlichkeiten mit Australopithecus afarensis aufweist und daher von manchen Forschern nicht als eigene Art, sondern vielmehr als eine Unterart von Australopithecus afarensis angesehen wird.

 

Vor 3,5 Millionen Jahren
Kenyanthropus platyops

Im Jahre 2001 wurde ein weiterer Fund in der Nähe des Turkanasees gemacht. Kenyanthropus platyops. Sein Name bedeutet soviel wie „flachgesichtiger Keniamensch“. In seiner anatomischen Ähnlichkeit weist er eher auf den Homo rudolfensis. Aufgrund seiner Abweichung in Wangenknochen-, und Gesichtskonstruktion, ähnelt er mehr Homo rudolfensis, als einem Australopithecinen. War er der Vorfahr des ersten Vertreters der Gattung Homo?

 

Vor 3,5 Millionen Jahren
bis vor 2,5 Millionen Jahren
Australopithecus afarensis

Australopithecus afarensis bedeutet soviel wie “Südaffe aus Afar”, da man den ersten Fund dieser Art in Äthiopien im Hadarbecken, in Afar machte. Wer schon etwas von “Lucy” gehört hat; sie gehörte zu dieser Gattung. Der Name rührt daher, als man sie fand, war gerade der Beatles-Song “Lucy in the Sky with Diamonds” der grosse Renner der damals im Radio rauf und runter gespielt wurde.
Lucy hatte schon viel Menschenähnliches an sich. Die Füsse waren schon nicht mehr zum Greifen geeignet, sondern nur noch zum Gehen. Diese Art wurde etwa 150 cm gross und wog durchschnittlich 29 kg bis 45 kg.

 

Vor 3,5 Millionen Jahren
bis vor 2,3 Millionen Jahren
Australopithecus africanus

Der erste Fund von Australopithecus africanus wurde in Südafrika in Taung gemacht. Dabei handelte es sich um ein Kind, das vor rund 2,5 Millionen Jahre gelebt hatte. Später wurden in Kenia, Äthiopien und Tansania weitere Funde dieser Australopithecinenart gemacht. Der Australopithecus africanus unterschied sich eigentlich nur sehr wenig vom Australopithecus afarensis, doch er muss sich anders ernährt haben. Denn seine Backenzähne waren sehr gross, doppelt so gross, als jene des heutigen Menschen. Dafür waren seine Schneide und Eckzähne kleiner. Der Australopithecus africanus erreichte eine Grösse von 140 cm und wurde ungefähr 30 kg bis 60 kg schwer.

Vor 3,1 Millionen Jahren
bis vor 1,0 Millionen Jahren
Die robusten Australopithecinen

• Australopithecus aethiopicus (3,1 bis 1,8 Millionen Jahre)
• Autralopithecus boisei (2,5 bis 1,4 Millionen Jahre)
• Australopithecus robustus (2,5 bis 1 Millionen Jahre)
Der Name “Robustus” bezieht sich mehr auf den Kauapparat, als auf das Aussehen. Mit ihrem Gebiss konnten die robusten Australopithecinen viermal stärker zubeissen, als der heutige Mensch. Die Nahrung bestand aus Wurzeln, Samen, zähen Knollen und somit waren diese Arten spezialisierte Pflanzenfresser. Die “Robustus”-Arten gehörten einem Seitenzweig an, der vor rund 1 Millionen Jahren ausstarb.

 

Vor 2,5 Millionen Jahren
Australopithecus garhi

Australopithecus garhi wurde 1999 entdeckt. Seine Art lebte in Ostafrika vor rund 2,5 Millionen Jahren. Wahrscheinlich hatte er sich aus dem Australopithecus afarensis entwickelt. Sein Körperbau ähnelte mehr den Arten der Gattung “Homo”, als den Australopithecinen. Daher vermutet man in ihm auch das Bindeglied zwischen Australopithecinen und Hominiden.

 

Vor 2,5 Millionen Jahren
bis vor 1,8 Millionen Jahren
Homo rudolfensis

Der Homo rudolfensis gilt als der älteste Vertreter der Gattung “Homo”. Homo rudolfensis hantierte schon mit Steinwerkzeugen und stellte scharfkantige Abschläge her, um an seine Nahrung zu kommen, Fleisch und Knochenmark. Homo rudolfensis wurde benannt nach dem früheren Rudolfsee, der heute “Turkanasee” heisst. Dieser See wurde nach dem Volk der Turkana benannt, das an seinem Westufer lebt.
Homo rudolfensis wurde etwa 155cm gross und wog zwischen 50 kg und 70 kg. Von seinem Aussehen her, hatte er menschenähnlichere Züge, als der spätere Homo habilis. Nur sein Gebiss war dem der Australopithecinen ähnlicher, während Homo habilis schon kleinere Zähne hatte.

 

Vor 2,1 Millionen Jahren
bis vor 1,5 Millionen Jahren
Homo habilis

Homo habilis bedeutet soviel, wie “geschickter Mensch”. Er brauchte schon Steinwerkzeuge, wie sein Vetter, der Homo rudolfensis, scheinbar aber schon effektiver. Zwar konnte er noch gut auf Bäume klettern, stand aber anatomisch schon zwischen Australopithecus und Homo erectus. Er entwickelte schon gezielt mehrere Arten von Steinwerkzeugen zum Schneiden von Fleisch, Pflanzen oder Holz. Homo habilis wurde etwa 145cm gross. Die Männer wogen zwischen 50 kg bis 90 kg und die Frauen ungefähr 30 kg und 40 kg.

 

Vor 2,1 Millionen Jahren
bis vor 40’000 Jahren
Homo erectus
(Homo ergaster)

Mit Homo erectus erschien der erfolgreichste Hominide auf der Bildfläche der menschlichen Evolutionsgeschichte. Nach dem Aussterben der Australopithecinen blieb nur ein Hominide übrig; Homo erectus der aufbrach um die Welt zu entdecken. Der Neandertaler und der heute lebende Mensch, sind direkte Nachfahren von Homo erectus.

 

Vor 200’000 Jahren bis vor 27’000 Jahren
Homo sapiens neanderthalensis

Sein Name bedeutet soviel, wie “der weise Mensch aus dem Neandertal”. Die frühesten Funde stammen aus Kroatien, nördlich von Zagreb. Dort wurden Kiefer, Schädel, Knochenreste und Zähne von etwa 70 Neandertalern gefunden, die vor 130’000 Jahren und 90’000 Jahren dort lebten und starben.

Das Gehirn des Neandertalers war ein wenig grösser als das seines Vetters Homo sapiens sapiens. Da das Gehirn auch für die Regulierung des körpereigenen Wärmehaushaltes zuständig ist, fand diese Entwicklung vermutlich während der letzten Eiszeit statt.

Der Neandertaler hatte sich nach der Eem-Warmzeit, mit dem Einbruch der Würmeiszeit optimal an die Kälte angepasst. Sein Körper war daher eher klein, aber sehr robust, um den Kälteverlust gering zu halten.

Die Neandertaler hatten schon einen ausgeprägten Totenkult. Sie begruben ihre Verstorbenen, gaben ihnen Schmuck und Werkzeuge mit ins Grab.

In Kurdistan in der Shanidar Höhle wurden die Überreste eines Mannes gefunden, der mehrmals schwer verletzt wurde. Aber er überlebte. Er hatte eine Hand verloren, war auf einem Auge blind und konnte vermutlich kaum ohne Stütze gehen. Ohne fremde Hilfe hätte dieser Mann nicht überlebt. Die Neandertaler kümmerten sich umeinander und pflegten ihre kranken und verwundeten Mitmenschen.

Der Neandertaler hatte eine durchschnittliche Grösse von 160cm bis maximal 180cm, was aber seltener der Fall war und ein Gewicht von etwa 75 kg. Sein durchschnittliches Hirnvolumen betrug zwischen 1200 bis 1750 Kubikzentimeter.

 

Vor etwa 200’000 Jahren bis heute
Homo sapiens sapiens

Alle heute lebenden Menschen gehören zur Spezies Homo sapiens sapiens und haben folglich gemeinsame Vorfahren, egal welche Hautfarbe oder Haarfarbe sie auch haben mögen, alle Menschen haben den selben Ursprung.

Homo sapiens sapiens durchlebt eine verhältnismässig lange Kindheit, die auch notwendig ist, um sein grosses Gehirn ausreichend ausreifen zu lassen. Neandertaler waren trotz ihres grösseren Gehirnvolumens schon mit 16 Jahren voll ausgewachsen.

Der heutige Homo sapiens sapiens hat sich vermutlich vor etwa 200’000 Jahren südlich der Sahara entwickelt. Vor etwa 100’000 Jahren begann die grosse Wanderschaft des anatomisch modernen Menschen kreuz und quer über den Globus. Im Vergleich zum Neandertaler hat der moderne Mensch ein kleineres Hirnvolumen. Der Neandertaler hatte durchschnittlich 1200 bis 1750 Kubikzentimeter. Das Gehirn eines modernen Menschen hat ein durchschnittliches Volumen von 1200 bis 1700 Kubikzentimeter.

 

Links zum Thema

Evolution des Menschen
Vom hessischen Landesmuseum in Darmstadt