Kunst

War Homo erectus bereits kreativ?

Friedemann Schrenk und Stephanie Müller beschreiben in ihrem Buch “Die Neandertaler” Fundstücke mit Knocheneinritzungen aus den französischen Fundorten Arcy-sur-Cure und La Ferassie. Auch vom deutschen Fundort Bilzingsleben ist die Rede, wo eine Elefantenrippe mit 400’000 Jahre alten Einritzungen gefunden wurde, die ästhetisch eigentlich noch ansprechend wirkt. Es wird die Frage gestellt, ob sich Homo erectus bereits künstlerisch betätigte.

Bis zum heutigen Tag mutet man Homo erectus eigentlich verhältnismässig wenig Kreativität zu. Schuld ist vor allem der Mangel an eindeutigen Funden. Manche Forscher würden sich sicherlich über die Kunde freuen, dass auch schon Homo erectus ein “Ur-Michelangelo” gewesen sei. Doch da Homo erectus seine fernen Nachfahren immer wieder mit unglaublichen Neuigkeiten überrascht, wer weiss, vielleicht warten da noch viele Überraschungen mehr auf Homo sapiens sapiens, dem jüngsten Sprosse der Gattung “Homo”.

 

Wann ist Kunst entstanden?

20.000 Jahre bevor die modernen Menschen in Europa einwanderten, waren die Neandertaler schon fleissig dabei, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Die Kunst lag demnach nicht nur den Menschen in Blut, sie wurde auch den Neandertalern von der Evolution in die Wiege gelegt .

In der jüngeren Altsteinzeit vor ungefähr 40’000 Jahren, begann der Mensch kompliziertere Geräte zu schaffen, neue Techniken zu entwickeln und vor allem, er begann Dinge bewusst zu formen und ihnen Gestalt zu verleihen. Sehr faszinierend ist, dass zum Beispiel die Höhlenmalereien in verschiedenen Ländern und sogar in verschiedenen Kontinenten, parallel fast zeitgleich zueinander geschaffen wurden.  Zu den letzten Höhlen-, und Felsmalereien gehören jene der Magdalénien in der spanischen Levante. Sie sind zirka 12’000 Jahre alt.

 

Schnitzereien und Schmuck

mezynDie Menschen der jüngeren Altsteinzeit verstanden es, wunderschöne Schmuckstücke anzufertigen. Die Spur des Mäandermusters beispielsweise, zieht sich weit in die Vergangenheit hinein. Ein sehr anschauliches Beispiel bietet ein Armreif aus Mammut-Elfenbein, aus der jüngeren Altsteinzeit. Gefunden wurde er am rechten Desna-Ufer von Mezyn in der Ukraine und stammt aus einem steinzeitlichen Sammler-, und Jägerlager und stellt wunderschönes gegenläufiges Mäandermuster dar. Dieses Muster wird noch heute gerne bei Webarbeiten verwendet.

 

 

Tierfiguren

blaubeurDie älteste, bisher gefundene geschnitzte Figur stellt einen Elefanten dar und ist 35’000 Jahre alt. Sie wurde in der Nähe von Ulm gefunden. Fundstellen von weiteren Tierfiguren sind die Vogelherd-Höhle im Lonetal, das Geissenklösterle und der Hohle Fels bei Blaubeuren.

 

 

Aus der Zeit der Magdalénien stammen  einige wunderschöne Exemplare von Schnitzereien, die in der Höhle Tuc d’Audoubert (Ariège) bei Toulouse, in Frankreich gefunden wurden.

Einer der erstaunlichsten Funde sind ein Bisonbulle und eine Bisonkuh, die aus Lehm geformt wurden. Sie sehen aus, als hätte man sie eben erst gemacht. “Eben erst” wäre in diesem Falle vor 13’700 Jahren.